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Service-Nummer

10.00 - 17.00 Uhr

Di - So, feiertags
(Nov - Febr 10-16 Uhr)

Eintritt: 6,00 €

ermäßigt 3,00 € 
Führungen auf Anfrage

Stahlstandort

Tradition verpflichtet

Stahlstandort seit 1914

Brandenburg an der Havel ist ein Stahlstandort mit einer langen Tradition. Der Ursprung der metallverarbeitenden Industrie liegt allerdings nicht vor den Toren der Stadt, sondern im Zentrum der Altstadt, in der Nähe des Nicolaiplatzes. Dort legte Gottfried Krüger 1874 mit der Elisabethhütte den Grundstein für eine industrielle Entwicklung, die bis in die Gegenwart reicht.

Fünf Gesellschaftsordnungen hat der Standort seither erlebt. Sie setzten mit ihren sozial-ökonomischen und politischen Ausrichtungen den Rahmen für die Industrie und das Werk, das im Mittelpunkt unserer Ausstellung steht: Das Stahl- und Walzwerk am Silokanal.

In der Dauerausstellung lassen sich die Kontinuitäten, die Umbrüche und die Neuanfänge auf dem rund 112 Fußballfelder großen Areal seit dem 1. Abstich im Mai 1914 nachvollziehen. Die Gründung des Werkes durch Rudolf Weber, sein Scheitern an den wirtschaftlichen Netzwerken des Kaiserreiches, die Übernahme durch Hugo Stinnes, dessen Untergang und der Aufstieg Friedrich Flicks, der das Werk durch Zwangsarbeit und Rüstungsproduktion in einen unvorstellbaren Abgrund geführt hat.

300

verschiedene Stahlmarken wurden in den Jahren hergestellt

25%

Frauenquote gab es zu seiner Zeit bei den Beschäftigten

VEB Stahl- und Walzwerk

Aufbauenthusiasmus in der DDR

Nach der Enteignung Friedrich Flicks und der fast vollständigen Demontage des Betriebes nach der Befreiung Deutschlands im Jahr 1945 blieb eine leere Fläche zurück. Doch schon 1950 wurde die Produktion in einem neuen Stahlwerk unter vollständig anderen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen wieder aufgenommen. Die Ausstellung zeigt sowohl den Aufbauenthusiasmus der jungen Menschen in der DDR, als auch deren Missbrauch durch die Propaganda des SED-Regimes.

Der VEB Stahl- und Walzwerk zeigt sich in der Ausstellung als eine Institution, die weit mehr war, als ein Arbeitsplatz. Der Betrieb wird als multidimensionales Gebilde vorgestellt, an dem sich Arbeit, Freizeit, politische und gesellschaftliche Themen verbanden. Das Werk wurde zu einem „kleinen DDR“, in dem alle relevanten Institutionen vertreten waren, von der staatlichen Handelsorganisation über eine Betriebsorganisation der Staatspartei SED bis hin zu einer eigenen „Armee“, den Kampfgruppen der Arbeiterklasse. Auch Staatssicherheit und Volkspolizei hatten eigene Standorte im Betrieb.

Das Industriemuseum bietet in seiner Ausstellung vielfältige Möglichkeiten, der Industrie-, Arbeits- und Sozialgeschichte der Stadt Brandenburg und der DDR nachzuspüren. Für seine Besucher*innen- gerade für die jüngeren - vermittelt es nicht nur Wissen über den ehemals größten Betrieb der Stadt, sondern regt zur Auseinandersetzung mit der Geschichte der DDR an.